- Ibsen
- Ịbsen,Henrik, Pseudonym Brynjolf Bjạrme, norwegischer Schriftsteller, * Skien 20. 3. 1828, ✝ Christiania (heute Oslo) 23. 5. 1906; nach Verarmung des Vaters 1844-50 Apothekerlehre in Grimstad; 1850 begann er in Oslo ein Medizinstudium; 1851-62 Theaterdichter und -leiter in Bergen und Christiania; lebte 1864-91 im Ausland (Rom, Dresden, München). Begann mit revolutionären Gedichten und dem Drama »Catilina« (1850; deutsch). Die Bühnenwerke der folgenden Jahre entstanden unter dem Einfluss der Nationalromantik, deren konservative Züge Ibsen bekämpfte. Den ersten größeren Erfolg erzielte er mit dem historischen Drama »Kongs-Emnerne« (1864; deutsch »Die Kronprätendenten«). Der nächsten Phase gehören die philosophisch-symbolischen Ideendramen an (»Brand«, 1866, deutsch; »Peer Gynt«, 1867, deutsch), die Weltgeltung erlangen sollten. Mit »Samfundets støtter« (1877; deutsch »Stützen der Gesellschaft«) schuf Ibsen die neue Gattung des »Gesellschaftsstücks«, das, mit radikaler Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen, den Beginn des modernen Dramas markiert. In diesem Stück und in den nachfolgenden Werken verband er die meisterhafte Technik des französischen Salonstücks mit der analytischen Technik der antiken Tragödie und enthüllte an Stoffen aus dem Alltag die Lebenslüge, das heißt die bisher verdeckte Brüchigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen. Kennzeichnend sind die hintergründige Symbolik der Leitmotive und die episch-monologische Form. Obwohl die Dramen Thesenstücke sind, stellt Ibsen lebensvolle Gestalten auf die Bühne. Endgültigen Weltruhm brachte ihm »Et dukkehjem« (1879; deutsch »Nora oder Ein Puppenheim«). In einigen seiner späten symbolistischen Dramen nahm er psychoanalytische Erkenntnisse vorweg, aufgezeigt u. a. an schwierigen Charakteren (»Hedda Gabler«, 1890; deutsch) und an der Auseinandersetzung mit sich selbst (»Bygmester Solness«, 1892, deutsch »Baumeister Solness«; »Når vi døde vågner«, 1899, deutsch »Wenn wir Toten erwachen«). Ibsen hat nicht nur dem Naturalismus in Deutschland und Skandinavien den Weg bereitet, sondern auch das Drama des Symbolismus durch sein Spätwerk mitbegründet.Weitere Werke: Dramen: Kejser og Galilæer (1873; deutsch Kaiser und Galiläer); Gengangere (1881; deutsch Gespenster); En folkefiende (1882; deutsch Ein Volksfeind); Vildanden (1884; deutsch Die Wildente); Rosmersholm (1886; deutsch); Fruen fra havet (1888; deutsch Die Frau vom Meere); Lille Eyolf (1894; deutsch Klein Eyolf); John Gabriel Borkman (1896; deutsch).Ausgaben: Samlede verker, 21 Bände (1928-57).Sämtliche Werke in deutscher Sprache, herausgegeben von G. Brandes u. a., 14 Bände (1898-1909); Dramen, herausgegeben von demselben und anderen, 2 Bände (Neuausgabe 1982); Schauspiele, übersetzt von H. E. Gerlach (31977).E. Reich: H. I.s Dramen (13.-14. Tsd. 1925);G. Gran: H. I. (a. d. Norweg., 1928);F. Meyen: I.-Bibliogr. (1928);I. Tedford: I. bibliography, 1928-1957 (Oslo 1961);D. E. George: H. I. in Dtl. (a. d. Engl., 1968);F. Paul: Symbol u. Mythos. Studien zum Spätwerk H. I.s (1969);I. auf der dt. Bühne, hg. v. W. Friese (1976);D. Haakonson: H. I. (Oslo 1981);G. E. Rieger: H. I. (20.-22. Tsd. 1993);R. Ferguson: H. I. A new biography (London 1996).Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Ibsen und Strindberg: Der »moderne Durchbruch«
Universal-Lexikon. 2012.